Judith Gigl-Giebson
geboren 1967
geheiratet 1996
Mutter geworden 1997, 1999, 2001
Polster- u. Dekorationsnäherin 1984
staatl. anerk. Erzieherin 1991
Studium rk Theologie 2002
freie Rednerin seit 2008
Eine gute Rede hat einen guten Anfang und ein gutes Ende
– und beide sollten möglichst dicht beieinander liegen.
Mark Twain 1835-1910
meine Philosophie
persönlich und individuell
Bei mir gibt es keine Ansprachen „von der Stange“. Denn es gibt keinen Lebenslauf, der 1:1 auf einen anderen Menschen passt.
Darum ist mir das Trauergespräch so wichtig. Bei der Ansprache geht es weniger um die nackten Zahlen, es geht um das Wesen des Menschen. Es geht um das, was die Beziehung zum Verstorbenen so besonders gemacht hat.
wahrhaftig
Zu Beginn meiner Tätigkeit hörte ich sehr oft den Satz: „Nirgends wird so viel gelogen wie bei einer Beerdigung.“
Das wollte und will ich nicht. Wenn ich den Nachruf auf einen Menschen halte, dann soll er wiederzuerkennen sein. Es geht nicht um Schönfärberei. Es geht nicht um ein posthumes Waschen von schmutziger Wäsche.
Manchmal ist es eine Gratwanderung. Wie benenne ich Suizid, Alkoholismus, sexuelle Gewalt gegenüber dem eigenen Kind oder sonst einen dunklen Fleck in der Vergangenheit? Wie kann ich ehrlich sein, ohne den Verstorbenen bloßzustellen?
In der Bibel steht: „die Wahrheit wird euch freimachen“.
Das ist meine Richtschnur. Ehrlichkeit ja – aber so, dass Verstorbene und Angehörige nicht das Gesicht verlieren.
Manchmal muss man ein Leben im Kontext sehen. Manchmal muss man auf Spurensuche gehen, warum jemand auf die schiefe Bahn geraten ist. Und dann können Trauergespräch und Trauerfeier für die Angehörigen heilsam werden.
auf den Punkt gebracht
Ich bin ein Freund von kurzen Ansprachen. Füllwörter, Floskeln, schwammiges Geschwätz kann ich mir sparen. Die Sprechzeit bei einer Trauerfeier ist unendlich kostbar. Denn die Aufmerksamkeitsspanne der Menschen ist begrenzt. Darum will ich diese 5-7 mögliche „Aufmerksamkeitszeit am Stück“ nutzen für das kostbarste, was es gibt: nämlich für die Gelegenheit, das Leben des Verstorbenen zu ehren.
Im Schnitt dauert eine Trauerfeier um die 20 / 25 Minuten. Zwei bis drei kurze Ansprachen. Dazwischen Musik oder kleine Rituale, damit sich das Gehörte „setzen“ kann.
stimmig
Die Trauerfeier muss zum Verstorbenen und zur Trauergemeinde passen. Zeit, Raum und Atmosphäre prägen eine Feier. In guter Erinnerung ist mir die Trauerfeier für einen Biker. Die Familie hatte das Motorrad des Verstorbenen auf Hochglanz poliert und neben Urne und Foto aufgestellt. Zur letzten Ruhe wurde die Urne dann mit dem Motorrad gefahren. Natürlich im Schritttempo. Und statt der Glocken ertönte zur Beisetzung das Röhren des Motorrads.
Bei der Trauerfeier für die geliebte Oma installierte die Familie eine kleine Wäscheleine. Jedes Familienmitglied hängte ein Paar selbstgestrickter Socken von der Oma an diese Leine. Da hingen ganz neue Socken neben x-mal gestopften Socken und gaben so Zeugnis von der liebevollen Verbindung zwischen Oma und Familie.